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die innenräume
die aufnahmen an den verlassenen orten um berlin wurden für mich im winter 2005/2006 zu einer obsession und fotografischen therapie zugleich.

fiebrig vom foto-thema des sommers – den flüchtigen blicken vorbeieilender – hatte ich mich in die klare winterkälte gerettet.

blicke wecken nämlich mitunter sehnsüchte, die selbst von denen, die sie auslösen, nicht mehr gestillt werden können. solche blicke graben sich unverdient tief ein, werden zu einer nagenden idee, zu einem stechenden gefühl des ungenügens, dem auch mit der zeit kaum beizukommen ist.

als idee ohne inhalt und gefühl ohne gesicht kleben sie zäh wie ein ausgespuckter kaugummi an den sohlen. man spürt es bei jedem schritt. es geht einfach nicht mehr weg.

ähnlich ergeht es verlassenen gebäuden, ihren gängen und innenräumen, mit ihren ehemaligen bewohnern, die ihre wände bemalen, tapezieren, beschreiben und mit ihren flüchtigen gerüchen imprägnieren, bevor sie ebenso plötzlich verschwinden wie sie irgendwann erschienen sind.

verlassene gebäude schütteln ihre eingeschriebenen erinnerungen nicht mit einem mal ab, sie schälen sich nur ganz allmählich aus den hüllen, die ihre benutzer ihnen aufgezwungen haben.

sich selbst überlassen, gleiten die tapeten und farbschichten mit langsamen, hypnotischen gesten zu boden, bis sie der von der decke rieselnde putz am ende vollständig bedeckt.

immer klarer treten die innenräume unter den kaskaden ihrer abfallender schichten hervor, bis sie schließlich erst durchscheinend werden und dann ganz verschwinden: ihre grenzen werden porös und öffnen immer neue übergänge zur außenwelt, in die sie sich ergießen wie ein fluss in ein flaches stilles meer.

als besucher blickt man aus diesen im verfall geläuterten räumen hinaus ins freie, als sei man plötzlich selbst ein unbestimmter letzter, vor lauter leere schmerzender gedanke, der unruhig aus den augen dieses hauses schaut.


verlassene gebäude leuchten. die spuren ihrer ehemaligen bewohner glühen nach, bis sie dann nach zwanzig, dreißig jahren unlesbar werden und schließlich ganz verblassen.